Evangelisches Dekanat Ingelheim-Oppenheim

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          Wie eine angehende Pfarrerin die Zeit des erzwungenen Lockdowns erlebt hat

          Vikarin sein in Zeiten von Corona

          H.WiegersEndlich wieder Gottesdienste halten können – Vikarin Heike Corell im Mai 2020 bei der Feier eines Freiluftgottesdienstes in der Gensinger Kirchgasse.

          Auch für viele angehenden Pfarrerinen und Pfarrer in der EKHN bedeutete der Lockdown der Corona-Pandemie einen Einschnitt in ihrer Ausbildung. Die Gensinger Vikarin Heike Corell berichtet, wie sehr Corona-Pandemie ihren (Lern-)Alltag veränderte ...

          Es ist kaum zu glauben, nun ist sie schon mehr als elf Monate Vikarin in „ihrer“ evangelischen Kirchengemeinde Gensingen-Grolsheim. Bald die Hälfte ihrer praktischen Ausbildungszeit zur Vikarin ist für junge evangelische Theologin Heike Corell schon um. Dass dieses Vikariat als Folge der Corona-Pandemie so ganz anders verlaufen würde, als gedacht, hätte sich wohl noch 2019 niemand vorstellen können. Denn eigentlich ist dieser praktische Abschnitt der Pfarrer-Ausbildung genau durchgeplant, ja man könnte sogar sagen, in seinem Ablauf strengstens getaktet. Phasen des intensiven gemeinsamen Lernens im Theologischen Seminar der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau im hessischen Herborn wechseln mit Zeiten der Praxis vor Ort in einer Gemeinde betreut durch einen Lehrpfarrer ab. Eigentlich.

          Plötzliches „Aus“ für gemeinsame Seminare in Herborn

          Und dann erreichte die Corona-Pandemie Deutschland ... Noch in der zweiten Märzwoche schien alles nach Plan zu verlaufen. Der Vikarskurs von Heike Corell traf sich zu einer Seminarwoche zum Thema „Seelsorge“ in der Evangelischen Tagungsstätte im hessischen Herborn. Auf der Rückfahrt nach Gensingen hörte die gebürtige Wormserin bereits im Radio, dass aufgrund der Corona-Gefahr Schulen geschlossen werden sollten. „Und ich fragte mich“, erinnert sich Heike Corell noch genau, „wie es wohl mit dem kommenden Sonntagsgottesdienst sein würde. Kann er noch stattfinden oder nicht?“ Und am nächsten Tag stand auch schon fest, dass sich die angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer am nächsten Montag, den 16. März, nicht mehr zur nächsten Seminarwoche im Herborner Schloss treffen würden. Von nun an war Seminararbeit von zuhause angesagt.

          Videoclips ersetzen praktische Übungen

          Der einen Seminarwoche folgten noch zwei weitere dreiwöchige Seminar-Blöcke im „Homeoffice“. Eine ungewohnte und gleichzeitig auch anstrengende Situation. Doch die Lehrenden des Theologischen Seminars waren sehr kreativ. Sie schickten den VikarInnen in den sieben Wochen kleine selbstgedrehte Videos mit Erklärungen zu Abendmahl, Beerdigung, Taufe und Trauung. Diese mussten dann am heimischen Schreibtisch Gebete und Ansprachen selbst entwerfen und durften die Texte wiederum auch in einem eigenen Videoclip vortragen. Die VikarInnen gestalteten u. a. ein Mood-Board. Das ist eine Art Collage zur Visualisierung von laufenden Projekten, mit dem man kirchliche Projekte bewerben kann. Sie tauschten sich per E-Mail und (unzähligen) Internet-Video-Konferenzen in Groß- und Kleingruppen aus, hatten Lektürephasen u. a. zu Seelsorge und Kirchentheorie und die Kirchenmusikerin in Herborn forderte die VikarInnen in ihren Filmbeiträgen zum häuslichen Singen auf. Abwechslungsreich und intensiv waren diese Wochen.

          Gottesdienstübertragungen via Internet

          Aber auch wenn digital viele neue Wege in der Vikars-Ausbildung beschritten wurden. „ein vollständiger Ersatz für das Lernen von Angesicht zu Angesicht war das nicht“, empfindet es Heike Corell rückblickend. Mancher Austausch unter den Vikarskolleginnen und -kollegen konnte nicht in gewohnter Form stattfinden. Und vor allem die praktischen Übungen, mit denen sie zum Beispiel in Herborn das Durchführen einer Taufe oder einer Beerdigung trainiert hätten, waren einfach nicht möglich. Diese Aufgabe fiel nun den LehrpfarrerInnen in den „heimischen“ Gemeinden zu. Glücklicherweise besteht das Vikariat aber nicht nur aus den Seminarwochen in Herborn, denn die Vikarinnen und Vikare sollen ja auch in „ihren“ Gemeinden vor Ort praktische Erfahrungen sammeln. Doch auch die Phasen in der Kirchengemeinde waren für diese ab Mitte März nun ganz anders. Wie viele andere Seelsorgerinnen und Seelsorger in ganz Deutschland, begannen Markus Weickardt, der Lehrpfarrer von Heike Corell, und die angehende Pfarrerin damit, digitale Formate als Alternativen zu den nun untersagten öffentlichen Gottesdiensten in der Kirche zu erproben: Anfang April  feierten sie am Palmsonntag in der Johanneskirche in Bingen einen Gottesdienst, der live ins Internet übertragen wurde. Es folgten und werden wohl noch weitere folgen. Es war und ist auch für Heike Corell etwas gewöhnungsbedürftig vor leeren Kirchenbänken zu predigen. Außerdem wagte es die junge Theologin, für den Karfreitag die FreitagsGedanken für das Dekanat Ingelheim-Oppenheim zu übernehmen. Eine selbstentworfene Andacht, vom YouTube-Kanal des Dekanates im Internet abgespielt werden. Eine aufregende Sache. Auch andere  Wege gingen die beiden Theologen der evangelischen Kirchengemeinde Gensingen/Grolsheim zusammen mit dem Pfarrer der Kirchengemeinde Horrweiler/Aspisheim, Ralf Feilen, in dieser Zeit des erzwungenen Homeoffice: Den Konfirmandenunterricht führten sie fortan digital in einer Internet-Video-Konferenz durch und dazu noch viele andere Konferenzen und Treffen auf Dekanatsebene.

          Am ZDF-Zuschauertelefon

          Etwas ganz Besonderes waren dann die Erfahrungen, die Heike Corell bei ihrem ehrenamtlichen Dienst am Zuschauertelefon der ZDF-Fernsehgottesdienste gleich an mehreren Sonntagen sammeln durfte. Die Ingelheimer Saalkirche war ja über mehrere Monate hinweg die „Hauskirche“ für die evangelischen Fernsehgottesdienste. Und im Anschluss meldeten sich viele Zuschauer auf telefonischem Wege noch einmal beim ZDF. Heike Corell gehörte zu den etwa 12 bis 16 Ehrenamtlichen aus dem Dekanat Ingelheim-Oppenheim, die dann mit am Telefon saßen. Die junge Theologin fand es sehr beeindruckend und bewegend, was ihr an den fünf Sonntagen in den etwa 140 Anrufen, die ich entgegennahm, erzählt wurde: „Das war schon fast wie ein Gespräch an der Kirchentür, dass ich in dieser Zeit doch sehr vermisste.“

          Freiluftgottesdienst als Licht am Horizont

          Aber trotz dieser vielen neuen Erfahrungen und Eindrücke war Heike Corell besonders traurig, dass „ihre“ erste Taufe im Vikariat verschoben werden musste. Und von Woche zu Woche vermisste sie auch immer mehr die persönlichen Begegnungen und Gespräche mit Gemeindegliedern vor Ort: „Umso mehr habe ich mich gefreut, als wir Ende Mai endlich einen Gottesdienst mit Gemeinde in der Kirchgasse feiern konnten.“ Nun ist sie gespannt, was wohl die zweite Hälfte ihres Vikariates noch an Neuem und Herausforderndem bringen wird.

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