Evangelisches Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Evangelischen Dekanates Ingelheim-Oppenheim zu Ihnen passen.
Wir sind offen für Ihre Anregungen: Zum Kontakt

          AngeboteÜbersicht
          Menümobile menu

          Warum es sich lohnt, zwischen Mitleid und Mitgefühl zu unterscheiden

          Vorsicht, Empathie-Falle!

          © Tiki Küstenmacher, simplify 8/2022Wie immer mit sicherem Zeichenstrich den Inhalt seiner Ratschläge treffend wiedergegeben: Tiki Küstenmacher illustriert die Zwickmühle, in der sich ein Helfender bei zu vielen Hilfsbedürftigen rasch befinden kann: "Wer hilft, hilft immer zu wenig."

          Warum es besser ist, beim Helfen vom Mitleid- auf den Mitgefühl-Modus umzuschalten. Dekan Olliver Zobel veranschaulicht diesen lebensklugen Rat mit Hilfe eines Verhaltenstipps von Tiki Küstenmacher.

          Viele Erfahrungen in unserem Alltag gehen mir so zu Herzen, dass ich emotional schnell mitbetroffen bin. Das gute daran ist, dass ich mich noch von diesen Erfahrungen berühren lasse und nicht schon so abgestumpft bin, dass ich einfach nur gleichgültig reagiere. Die Gefahr ist allerdings, dass ich so mitleide, dass ich dadurch meine eigene Handlungsfähigkeit torpediere und damit letztlich für den anderen weniger hilfreich bin.

          „Eine andere Art der Reaktion ist das Mitgefühl, für das Klimecki den Begriff Perspektivübernahme verwendet. Damit bezeichnet die Forscherin die menschliche Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und zu versuchen, deren Gedanken und Nöte zu verstehen.“ So kann ich Emotionen wahrnehmen, ohne sie mir zu sehr zu eigen zu machen und bleibe deswegen eher handlungsfähig.

          Dabei gilt es aber noch einen Grundsatz zu verinnerlichen: „Wer hilft, hilft immer zu wenig", stellt der Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn ernüchternd fest. “Auch das kann mich so niederdrücken, dass ich dann letztlich keine wirklichen Handlungsmöglichkeiten mehr sehe. Dabei kommt noch erschwerend hinzu, dass ich, je mehr ich jemandem helfe, um so mehr entdecke, wo ich noch alles gebraucht werde. Das kann dann im Mitleid-Modus schnell zu einer emotionalen Überforderung führen. Im Mitgefühl-Modus erkenne ich dann aber auch noch andere Perspektiven und Möglichkeiten und kann auch akzeptieren, dass ich nur begrenzte Möglichkeiten habe. Das bringt mich aber dann vielleicht dazu, auf anderen zuzugehen und sie um Mithilfe zu bitten.

          „Mir (Ruth) hat einmal bei einer Supervision folgendes Bild geholfen: Stellen Sie sich vor, Sie stoßen mit Ihrem kleinen Boot auf hoher See auf mehrere Ertrinkende und haben als Ressource nur einen Rettungsring. Zerteilen bringt nichts! Also werfen Sie den Ring jemandem zu und helfen ihm – wohl wissend, die anderen nicht retten zu können. Würden Sie dagegen aus Mitleid versuchen, alle zu retten, würde Ihr Boot bei dem Versuch kentern.“

          Dekan Olliver Zobel

          Aus: simplify 8/2022; www.simplify.de

          Diese Seite:Download PDFDrucken

          to top