Evangelisches Dekanat Ingelheim-Oppenheim

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          Angelika Beck, Pfarrerin der Ingelheimer Burgkirchengemeinde, geht in den Ruhestand

          „Diese große Verbundenheit wird bleiben“

          H.WiegersPfarrerin Angelika Beck

          Dass eine Frau im Pfarrberuf arbeitete, das war Mitte der 1980er Jahre, als die damals 27-jährige Angelika Beck ihre erste Pfarrstelle in der evangelischen St. Thomas-Gemeinde in Frankfurt-Heddernheim antrat, noch keine Selbstverständlichkeit.

          „Es war Liebe auf den ersten Blick“, an ihren ersten Eindruck von der evangelischen Burgkirche in Ingelheim im Jahr 1999 kann sich Pfarrerin Angelika Beck bis heute noch sehr gut erinnern. „Und diese große Verbundenheit und Liebe zu diesem besonderen Gebäude wird bleiben“, da ist sich die Theologin sicher, die am Reformationstag, dem 31. Oktober 2020, nach 35 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet wird.

          „Eine solche Kirche“, davon ist die gebürtige Frankfurterin überzeugt, „ist mehr als ein nur ein Gebäude. Sie ist ein heiliger Ort – und das schon seit über 900 Jahren!“. Das konnte sie in den 20 Jahren, in denen sie in der Burgkirchengemeinde arbeitete, immer wieder spüren und sie verarbeitete diesen Eindruck 2018 in einem kleinen kunsthistorischen Führer über die Burgkirche, die mit ihrer eindrucksvollen spätgotischen Ausstattung wohl zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Kirchenburgen-Anlagen im südwestdeutschen Raum gehört.

          Ein enger Bezug zur Kirche wurde Angelika Beck wohl schon in die Wiege gelegt. Ihr Vater war Küster in einer großen Frankfurter Kirche, wo er auch mit großer Leidenschaft Bildungsreisen nicht nur für seine Gemeinde und die evangelische Frauenhilfe, sondern auch gemeindeübergreifend organisierte. Doch die Hoffnung der Eltern, sie würde einmal Organistin und Kirchenmusikerin werden, wollte und konnte die sprachbegabte junge Frau nicht erfüllen. „Nachdem ich einen schrecklichen Konfirmandenunterricht erleben musste, brach meine Beziehung zur Kirche erst einmal ab“, erinnert sich die Pfarrerin. Über einen Kontakt zum Frankfurter Stadtjugendpfarramt, wo sie mit großer Freude im Team Jugendgottesdienste vorbereitete, näherte sie sich wieder dem Glauben an. Und nach dem bewegenden Evangelischen Kirchentag 1975 in Frankfurt stand für Angelika Beck der Berufswunsch „Pfarrerin“ fest.

          Dass eine Frau im Pfarrberuf arbeitete, das war Mitte der 1980er Jahre, als die damals 27-jährige Angelika Beck ihre erste Pfarrstelle in der evangelischen St. Thomas-Gemeinde in Frankfurt-Heddernheim antrat, noch keine Selbstverständlichkeit. „Ich bin immer dahin gekommen, wo vorher nur Männer waren“, erinnert sie sich. Dabei war während ihres Studiums in Frankfurt, Mainz und Marburg das zahlenmäßige Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Studierenden durchaus ausgeglichen.

          Nach einer kurzen Familienphase zu Beginn der 1990er Jahre, kehrte sie – mittlerweile Mutter zweier Söhne - 1995 wieder in den vollen Gemeindepfarrdienst zurück und wechselte im Jahr 2000 nach Ober-Ingelheim. Hier kam sie mitten in ein Großprojekt. Denn die Burgkirchengemeinde hatte damit begonnen, ihre Kirche zu renovieren – zunächst bis 2004 die aufwändige Außenrenovierung und dann ab 2005 den Innenraum. Das helle freundliche Ergebnis macht die Pfarrerin bis heute noch stolz. Von nun an begann sie, unterstützt von einem Team unermüdlicher Ehrenamtlicher, auch das kulturelle Potential dieser Kirche auszuschöpfen: „Diese Kirche ist für die Musik gebaut“, erklärt sie, „als großer Klangkörper wird hier jeder Ton klar in den letzten Winkel des Kirchenraumes getragen“. Unzählige kleine und große Chor- und Instrumentalkonzerte boten übers Jahr verteilt einem interessierten Publikum aus der ganzen Region viele unvergessliche Momente.

          Auch die Erwachsenenbildung war für sie eine Herzenssache ebenso wie die verständliche Vermittlung der alten christlichen Glaubensinhalte. „Für mich“, stellt die Theologin fest, „haben Musik und Kunst einen hohen Wert für die Verkündigung“.  In der Burgkirche fanden nun auch Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und kleine kulturelle Festivals statt sowie Poesie-Lesungen auf dem Kirchhof. Ein Arbeitskreis wurde gegründet, damit die sehenswerte Kirche über die Sommerzeit auch unter der Woche der Öffentlichkeit zugänglich ist. Viel organisatorische Arbeit, die der Pfarrerin, der auch eine intensivere Kooperation zwischen den Ingelheimer Kirchengemeinde sehr am Herzen lag, leicht von der Hand ging. Zusammen mit der pfarramtlichen Alltagsroutine, zu denen selbstverständlich auch Kasualien, Konfirmandenarbeit, der Seniorenkaffee, viele Besuche, der Gemeindebrief, die Gemeinde-Verwaltung und die fortgesetzten Renovierungsarbeiten gehörten, summierte sich dies zu einer recht ansehnlichen Wochenstunden-Arbeitszeit von durchschnittlich oft 80 Stunden. Und ganz nebenbei gab es da als alleinerziehende Mutter ja auch noch die Familie. „Da habe ich mich und meine Gesundheit – zwischen Predigtschreiben und Gemeindefinanzen – wohl manchmal doch sehr vernachlässigt.“

          Mit dem Ruhestand ab 1. November 2020 soll dies nun anders werden. An ihrem neuen Wohnsitz in Wiesbaden möchte sie nun endlich langgehegte Wünsche, wie Spanisch lernen oder mehr kunsthistorisches Forschen, in die Realität umsetzen. Blickt sie zurück, so ist sie besonders stolz, dass  es auch gelungen ist, den alten Kirchhof um die Burgkirche seit 2012 wieder als Friedhof für naturnahe Urnenbestattungen nutzen zu können: „Das war für mich ein großes Anliegen, denn der Gang nach der Trauerfeier aus der Burgkirche zu der Grabstelle auf dem Kirchhof, das hat so eine wunderbar tröstliche Atmosphäre, das habe ich auf keinem kommunalen Friedhof erlebt.“ Ihr letztes Projekt wird nun die Anlage eines dritten Grabfeldes sein, weil die Nachfrage, sich als Gemeindemitglied hier beerdigen zu lassen, so hoch ist.

           

           

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