© fundus / Immanuel Malcharzyk

#MonatsImpulse

Liebe Leserin, lieber Leser, hier lesen Sie am jeweils letzten Freitag im Monat einen neuen #MonatsImpuls, geschrieben von unseren Haupt- und Ehrenamtlichen im Evangelischen Dekanat Ingelheim-Oppenheim. Sie möchten noch mehr über das kirchliche Leben im Dekanat erfahren?

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#MonatsImpuls Oktober 2025

„Gott hat Frieden mit der Welt geschlossen“

Gedanken von Pfarrer Gerhard Fitting zum 2. Korinther 5,19

Dietrich Bonhoeffer schrieb 1944: „Alles, was wir mit Recht von Gott erwarten dürfen, ist in Jesus Christus zu finden. Wenn die Erde gewürdigt wurde, den Menschen Jesus Christus zu tragen, dann und nur dann hat es für uns Menschen einen Sinn zu leben.“ Diese Worte bringen auf den Punkt, was der Apostel Paulus in 2. Korinther 5,19 schreibt: „Gott ist durch Christus selbst in diese Welt gekommen und hat Frieden mit ihr geschlossen, indem er den Menschen ihre Sünden nicht länger anrechnet.“ Diese Botschaft verändert unser Leben bis heute.

1. Identität finden ‒ authentisch leben

Viele Menschen fragen sich: Wer bin ich wirklich? In einer Zeit, in der Selbstinszenierung auf sozialen Medien so leicht fällt, wächst die Sehnsucht nach Echtheit. Jesus von Nazareth lebte eine Authentizität, dienicht auf Wirkung, sondern auf Wahrheit beruhte. Er war ganz bei Gott ‒ und dadurch ganz bei den Menschen. Wenn wir uns an ihm orientieren, lernen wir, echt zu werden: ehrlich vor Gott, ehrlich zu uns

selbst und liebevoll mit anderen. Wie befreiend, wenn ein Mensch sagen kann: Ich muss nicht mehr jemand anderes sein, um geliebt zu werden.

2. Frieden finden ‒ versöhnt leben

Paulus schreibt: Gott „hat Frieden mit der Welt geschlossen“. Das beginnt nicht im Großen, sondern im Kleinen ‒ im Herzen jedes Menschen. Frieden wächst, wo wir lernen, loszulassen: den alten Groll, die Angst, immer recht haben zu müssen. Ein Beispiel: Wenn ein Vater nach Jahren der Entfremdung seinem Sohn schreibt: ‚Es tut mir leid‘ ‒ dann geschieht Versöhnung, und Gottes Friede wird sichtbar. Solcher Friede verändert nicht nur Beziehungen, sondern auch unsere Gesellschaft.

3. Entlastung finden ‒ gerecht leben

Wir alle kennen Schuldgefühle ‒ Versagen, verletzende Worte, Unrecht. Paulus sagt: Gott rechnet uns das nicht länger an. Das ist keine moralische Entschuldigung, sondern eine Einladung zum Neubeginn. Wer erfährt, dass Gott ihn annimmt, kann auch anderen vergeben und frei werden.

Das Leben Jesu zeigt: Gerechtigkeit ist nicht Selbstrechtfertigung, sondern Vertrauen ‒ darauf, dass Gott uns hält, auch wenn wir scheitern. So wächst ein neues, befreites Menschsein, das in Liebe und Verantwortung lebt. Dietrich Bonhoeffer fasste es so: „Christ ist der Mensch, der seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus allein. Er lebt nicht mehr aus seiner eigenen Anklage und seiner eigenen Rechtfertigung, sondern aus Gottes Wort über ihn.“

Wer Christus vertraut, findet Identität, Frieden und Entlastung ‒ und lebt ein neues, hoffnungsvolles Leben mitten in dieser Welt. 


#MonatsImpuls September 2025

"Beziehung ist alles"

Pfarrerin Karin Becker über Musik, Kunst und die Natur

„Diese Mischung war schon immer mein Leben und so soll es bleiben - auch nach meiner Pensionierung.“ Karin Becker, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Wackernheim wurde am 14. September 2025 in der St. Martinskirche Wackernheim von ihrem Dienst entpflichtet. Mit Blick auf den neuen Lebensabschnitt der Theologin freuen wir uns hier im aktuellen #MonatsImpuls umso mehr auf ihre Gedanken, Erfahrungen und Erlebnisse aus vielen Jahren in ihrer Kirchengemeinde und warum die Begegnung zwischen Mensch und Tier für unser Miteinander eine besondere Rolle spielt:

Beziehung ist alles

Die vielen Geschichten mit „meinen“ Menschen in den unterschiedlichen Kirchengemeinden sind ein reicher Schatz an Erfahrungen. Es sind Geschichten mit tiefen Gesprächen in traurigen Situationen - das entgegengebrachte Vertrauen ehrt ja - die schönen Erlebnisse, das Lachen aus vollem Herzen, die Gottesdienste in kleiner und großer Runde. Das alles möchte ich nicht missen, denn: Beziehung ist alles, egal ob digital über die Ozeane hinweg aber erst recht analog, von Angesicht zu Angesicht.

 „Ubi Caritas et amor…“ bzw. „Wo Barmherzig und die Liebe wohnt, da ist Gott…“ - der Text des Chorals hat es in sich. Ich ergänze: Wo Musik und Kunst die Menschen erbaut und zusammenbringt, auch da ist Gott. Im Gesang der Wale, im Gesang der Vögel spiegelt sich außerdem das Paradies, das Verlorene. Und wieder: Beziehung ist alles. Ein gutes Wort, eine hilfreiche Geste, ein Korb voll Obst, das macht das Leben aus. Ein gemeinsames Mahl im Pfarrhaus, am langen Tisch, hat etwas Transzendentes. „Wo zwei oder drei in meinem

Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen“ sagt Jesus zu seinen Freunden. Was für eine schöne Zusage. Ein Stück Paradies in einer gebrochenen Welt.

Das gemeinsame Musizieren oder auch das Zuhören, die geschenkte feine Musik, die verdichtete Kunst in Konzerten - ob in der Nähe oder in der Ferne - dies bedeutet alles „vergoldete“ Zeit, die ihren besonderen Wert hat. Es sind die schönen Bilder der Maler, die versuchen, Schönes und Wesentliches zu erfassen und darzustellen. Es ist die Kunst überhaupt, wo Menschen über Grenzen hinaussehen dürfen. Oder die Natur, die uns beglückt und befreit mit ihrer großen Vielfalt. So stehe ich da und staune wie der Verfasser des 8. Psalms „was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst...?“ Ich kann mich nicht satt sehen am Spiel der Farben, an der Schönheit der Pflanzen im Frühling, im Herbst. Selbst der Vergang ist oft noch schön.

Und doch, neben all dem Schönen, ist es das tiefe Vertrauen der Tiere, unsere Mitgeschöpfe, das sie in uns setzen - denn als Gefährten durch „dick und dünn“ holen sie uns mit den Füßen auf den Boden der Realität zurück. Es sind die Basics, die stimmen müssen, lehrten sie mich. Sie lehrten mich Demut, Vorsicht, Behutsamkeit und Dankbarkeit. Schauen Sie in die Augen eines alten Tieres… Sie sehen alles, was Sie auch kennen: Trauer und gelebte Freude, Hoffnung aber auch Angst vor Hinfälligkeit. Sie haben mir deutlich gezeigt, Freundschaft gibt es auch mit ihnen. Wer sich auf sie einlässt, wird Schönes erleben.

Das war eine echte Bewusstseinserweiterung, eine neue Welt mit Ihnen und mit meinen Schafen, die mich in ihre Herde freundlich aufgenommen haben. Ich kam mir vor wie einst Adam, der, im Garten Eden sitzend, den Tieren Namen geben durfte. „Du bist verantwortlich für

Newsletter MonatsImpuls Pfarrerin Karin Becker(c) Sigrid Wolf

das, was du dir vertraut gemacht hast“ sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen. Dieser Satz aus Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz" kam mir immer wieder in den Sinn. Ein Satz gegen die „Wegwerfgesellschaft der Beziehungen“. 

Freundschaften und Beziehungen müssen gepflegt werden. Sie brauchen Verlässlichkeit und auch viel Zuwendung. So ist es. Das ist vielleicht der einzige wesentliche Unterschied des Menschen zum Tier: Wir tragen Verantwortung für unser Tun und Lassen. Und wir können etwas voll und bewusst tun oder lassen.

Eben dies möchte ich auch zukünftig tun: „Viel Musik“ soll es nach Möglichkeit geben, „viel Natur“ und weiterhin „viele Begegnungen“. Da will ich gar nichts grundsätzlich ändern. Es gibt keine Pflicht mehr, das ist gut. Mal sehen, was noch in der Zukunft für mich drin ist. Bis hierher bin ich dankbar und bin gespannt, wie es weitergeht. Also, man sieht sich, auf bald! 

Ihre Karin Becker, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Wackernheim


#MonatsImpuls August 2025

Alles hat seine Zeit

Gedanken von Bildungsreferentin Martina Schott zum bevorstehenden Ruhestand

Ruhestand - das Wort beschreibt eine Zeit, aufzuhören, loszulassen (zumindest vom aktuellen Berufsleben) und sich neu zu orientieren. Für Bildungsreferentin Martina Schott ist es am Samstag, dem 13. September 2025, um 17 Uhr soweit: Nach 19 Jahren in der Jugendarbeit und 21 Jahren in der Erwachsenenbildung (zunächst im Evangelischen Dekanat Ingelheim, ab 2019 dann im fusionierten Dekanat Ingelheim-Oppenheim) wird sie in einem feierlichen Gottesdienst in der Ingelheimer Versöhnungskirche in den Ruhestand verabschiedet.

Das sei nicht ganz so leicht, gibt sie zu, denn: „Ich habe 40 Jahre gerne und mit Freude gearbeitet und habe mich dabei stets getragen und gut unterstützt gefühlt. Dafür bin ich unendlich dankbar.“ Und doch – alles hat seine Zeit.

Folgen Sie daher hier einigen Gedanken der Pädagogin, blicken Sie mit ihr zurück auf einen reichen Erfahrungsschatz aus den vergangenen Jahren in der Begegnung mit Menschen aller Generationen und werfen Sie gleichsam einen Blick mit ihr nach vorne, „in das unbekannte Land des Ruhestands“: 

Als gebürtige Odenwälderin kam ich, nach Studium und Anerkennungsjahr, 1985 von Darmstadt nach Rheinhessen. Vom Wald in die Weinberge, vom Äbbelwoi zum Riesling, das fiel mir nicht schwer. Und der Dialekt unterscheidet sich auch nicht so gravierend.

Begonnen hat alles in der Jugendarbeit. Die Berufsbezeichnung hieß damals noch Dekanatsjugendwartin, später dann Dekanatsjugendreferentin. Im Büro neben der Ingelheimer Versöhnungskirche (Helmut Huber war zu der Zeit Dekanatsjugendpfarrer, später dann Dekan) wurden viele Ideen geboren und im Laufe der Jahre auch umgesetzt, darunter unzählige Jugendfreizeiten, JuLeiCa-Schulungen,

Mädchenseminare und Rheinhessische Jugendtage. Besonders hatten es mir die Segelfreizeiten angetan. Man ist auf engem Raum unterwegs, niemand kann weglaufen, man ist abhängig von Wind und Wetter und weiß am Morgen oft noch nicht, wo man am Abend ankommen wird.

Nach 19 Jahren - und mittlerweile als Mutter von zwei Söhnen - bot sich mir im Dekanat die Gelegenheit, eine neu geschaffene Stelle für eine andere Zielgruppe zu übernehmen. So wechselte ich bis zu meinem jetzigen Ruhestandsbeginn in die Erwachsenenbildung, zur „Fachstelle Bildung“. In den vergangenen Tagen, beim Auf- und Ausräumen, habe ich gesehen, was wir in vier Jahrzehnten so alles gemacht haben. Welche Fülle an Veranstaltungen, welcher Reichtum an Begegnungen mit tollen Menschen! Wenn ich die alten Unterlagen nochmal in die Hand nehme, sind die Erinnerungen wieder da.

Da gab es über viele Jahre das Format der Burgkirchengespräche, also moderierte Podiumsdiskussionen, oder in 2007 dann die erste Nacht der offenen Kirchen, sieben weitere folgten. Für Eltern von Konfirmand*innen entwickelte ich einen Eltern-Begleitkurs, nach der Fusion der Alt-Dekanate Ingelheim und Oppenheim waren es die Dekanatswanderungen, in denen wir jedes Jahr neue Gemeinden erkundeten. Dazu besuchte ich viele Frauen- und Seniorenkreise - stets mit einem anderen Vortrag oder Gesprächsthema im Gepäck. Was haben wir nicht alles auf die Beine gestellt: Kochprojekte, Malworkshops, Fotowettbewerbe, thematische Schiffstouren auf dem Rhein und noch so einiges mehr.

In vielen Fortbildungen für Kirchenvorsteher*innen (und andere) war es mir ein großes Anliegen, Grundlagen des christlichen Glaubens zu vermitteln. Tatsächlich waren es insgesamt 15 selbst organisierte Bildungsreisen, die ich verantwortlich leitete. Diese Reisen, alle mit einem religiösen Schwerpunkt, sind mir sehr ans Herz gewachsen. Wir waren auf den Spuren von Luther, Calvin, Hus oder Albert Schweitzer unterwegs, erkundeten Prag, Paris, Rom, Amsterdam, die Schweiz, den Bodensee und das

Martina SchottMartina Schott | © privat

Piemont. Dabei entstanden - neben dem Bildungsprogramm - wunderbare Gemeinschaften und viele Teilnehmende wurden zu „Dauergästen“.

Nach dem Versand der ersten Einladungen zu meinem Verabschiedungsgottesdienst wurde mir schon hier und da die Frage gestellt, was mir in den vergangenen Jahren besonders wichtig gewesen sei. Rückblickend kann ich sagen, dass es mir immer ein Anliegen war, Kirche interessant zu machen - für Mitglieder und für Nicht-Mitglieder - und meine Angebote am Alltag der Menschen zu orientieren. Gerne nutzte ich dazu die Mittel der Kunst und der Literatur.

Was meine ersten Projekte für den Ruhestand sind, werde ich ebenfalls gefragt. Für mich war das schnell klar: Ich habe mich direkt zu einem Italienischkurs angemeldet, ein Fotokurs wird folgen. Und ich freue mich auf mehr Zeit für Sport und Kultur.

Beim Blick nach vorne, in das unbekannte Land des Ruhestands, vertraue ich auf das Bibelwort „Hört mir zu, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid: Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet.“

Ihre Martina Schott, Bildungsreferentin im Evangelischen Dekanat Ingelheim-Oppenheim


#MonatsImpuls Juli 2025

"Segen ist das, was uns in Umbruchssituationen trägt“

Interview mit Dekan Olliver Zobel zur Dekanatskampagne „Mit Segen bewegen“

Durch das Interview führte Hilke Wiegers, Öffentlichkeitsreferentin des Dekanats

Warum starten Sie in dieser Zeit der Veränderung für die Kirche die Kampagne „Mit Segen bewegen“? 

Antwort: Weil Segen das ist, was uns gerade in Umbruchssituationen trägt und begleitet. Er verheißt: Gott stärkt dich auf deinem Weg. Schaut man in die Bibel, so ist Segen oft ein Zuspruch für Menschen, die in Bewegung sind: Im Alten Testament wird z. B. Abraham von Gott gesegnet und in das Land Kanaan ausgesandt. Auch im Reformprozess ekhn2030 sind wir als Kirche unterwegs und der Segen erinnert uns, dass wir nicht allein sind, dass Gott uns begleitet und stärkt. 

Gleichzeitig geht das „normale“ kirchliche Leben auch während dieses Reformprozesses weiter. Ein Leben, in dem wir diesen Segen und diesen Zuspruch an Menschen weitergeben und so für andere zum Segen werden können. Auch das wollen wir mit dieser Kampagne deutlich machen. 

Wie planen Sie diese Kampagne?

Wir haben diese Kampagne auf zwei Standbeine gestellt: zum einen sind es Plakate und kleine Reportagen, in denen kirchlich Engagierte mit ihrem Bekenntnis für eine lebendige Kirche im Mittelpunkt stehen. Die Plakate sollen u. a. in den Schaukästen unserer Gemeinden gezeigt werden, sind aber auch – kombiniert mit einem auf die Person und ihre Motive ausführlicher eingehenden Text auf unserer Kampagnen-Website zu sehen. Dazu möchten wir die Porträts auch über die Medien verbreiten.

Zum anderen gibt es einen Stand, den sich die Nachbarschafträume und Gemeinden für größere Veranstaltungen ausleihen können. Mit ihm wollen wir Kirche öffentlich auf Festen und Feiern - mitten im Alltag der Menschen - sichtbar machen. Der Stand soll signalisieren: Komm, hol Dir Deinen Segen oder lass uns auch einfach reden. Wir als Kirche wollen uns mit ihm aktiv in die Gesellschaft hineinbewegen – nah- und ansprechbar sein.

Statement Dekan Kampagne (c) Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Warum haben Sie für die Kampagnenplakate einzelne Personen mit ihren Statements ausgewählt? 

Weil es immer Menschen sind, die Gottes Segen weitergeben können. Diese Menschen stehen für eine Gemeinschaft, in der sich Menschen auf vielerlei Weise mit Herzblut engagieren können. Genaueres dazu kann man auch in den kleinen Porträts, die wir mit unseren Plakaten auf unserer Kampagnen-Website kombinieren, sehr unterhaltsam nachlesen.

Zum einen, dass es sich für sie lohnt, sich in unserer Kirche ehrenamtlich, aber auch hauptamtlich einzubringen und mitzugestalten, denn so tragen sie mit ihrem Engagement dazu bei, dass unsere Kirche auch künftig ein lebendiger Ort für viele sein wird. Schließlich bringt ja jede und jeder etwas Besonderes ein, das macht unsere Kirche vielfältig und diese Vielfalt werden wir für die Zukunft brauchen. Zum anderen, dass Kirche auch in diesen Umbruchszeiten für sie weiterhin da ist und Gottes Segen weitergeben kann und will. Nützen Sie die Angebote von Gottesdiensten, Kasualien, Seelsorge und die diakonischen Hilfsangebote.

Gerade jetzt haben wir die Chance, Kirche neu zu gestalten, sprich unseren Garten neu zu bepflanzen. Das ist zwar anstrengend, kann aber auch wegen der neuen Möglichkeiten, die sich bieten, viel Freude machen. Die Kampagne soll ganz bewusst unsere Sendung in den Mittelpunkt unseres Tuns stellen, dass wir nämlich „Mit Segen bewegen“ wollen. Nicht die Struktursorgen bewegen uns, sondern Gottes Segen, der auch für Beistand und Unterstützung steht. 

Was ich mit Freude beobachte ist, dass sich in den fünf Nachbarschaftsräumen, zu denen sich unsere 41 Kirchengemeinden zusammengeschlossen haben, schon einiges in punkto Gottesdienstkultur und Konfirmand:innenarbeit getan hat. So gibt es z. B. in vielen Nachbarschaftsräumen eine sog. Sommerkirche, die zahlreiche Gottesdienste unter freiem Himmel feiert. Jedes Jahr unter einem anderen Motto. Oder, in anderen Nachbarschaftsräumen, gibt es mittlerweile neue attraktive Konzepte der Konfirmand:innenarbeit. 

Meinen Optimismus, der aus meinem Glauben entspringt. Wie das Wasser, das auch die größten Hindernisse überwindet, so wird auch unser Glaube seinen Weg finden und damit die Gemeinschaft der Gläubigen, also die Kirche, auch. Lassen wir uns nicht entmutigen, sondern vertrauen wir darauf, dass Gott uns mit seinem Segen neue Wege zeigen wird und noch einiges bewegen will.

#MonatsImpuls Mai 2025

"Jesus macht frei."

Jesus macht frei von Schuld und Sünden. Jesus macht frei von Angst. Jesus macht frei. Alle Menschen. Dich und mich. Das ist eine unserer Glaubensgewissheiten.

Damit hat er ja jede Menge Arbeit.

Ob Jesus auch mal Urlaub gemacht hat? Ob Jesus auch mal frei hatte? Oder wäre das nicht ein verlorener Tag gewesen? Ich habe von guten Freund:innen im Studium das wunderbare Kinderbuch „Jesus nimmt frei“ von Nicholas Allen geschenkt bekommen, das genau auf diese Fragen eingeht. Das Buch erzählt:
„Jesus tat ganz erstaunliche Dinge und niemand konnte sich erklären, wie er das machte.
Er erzählte die spannendsten Geschichten. Tag für Tag arbeitete er hart, um die Welt schöner zu machen.“ Doch eines Morgens wacht er völlig erschöpft vom Gutes-Tun auf.
Die Wunder klappen nicht. Statt auf dem Wasser zu laufen, geht er ganz langsam unter. Und in den Geschichten vergisst er immer, wie es nach dem Anfang weitergeht.

Also geht Jesus zum Arzt. Dieser untersucht ihn eingehend und empfiehlt ihm: „Nimm dir einen Tag frei! Ruh dich aus! Tu etwas, was dir Spaß macht!“

Gesagt, getan. Jesus nimmt sich frei. Er verlebt einen wundervollen Tag: Er geht spazieren, übt Räder schlagen in der Wüste, picknickt genüsslich unter einer Palme und unternimmt einen langen Ausritt auf seinem Esel.

Doch gegen Abend wird Jesus traurig und denkt: „Eigentlich war es ein verlorener Tag, denn ich habe niemandem geholfen.“ Mit schlechtem Gewissen erzählt er seinem

Vater alles. Doch sein Vater beruhigt ihn und sagt: „Schau mal kurz auf die Erde hinunter, Sohn. Überall, wo du Rad geschlagen hast, sind in der Wüste Wasserquellen entsprungen.
Wo du gepicknickt hast, tragen die Bäume die herrlichsten Früchte und alle, die du auf deinem Esel getroffen hast, wurden plötzlich froh. Du siehst: Nur wenn du selbst froh bist, kannst du auch andere fröhlich machen.“

Für mich ist die Jesu‘ Entdeckung im Kinderbuch etwas ganz Wichtiges. Er erkennt: Die Zeit, in der ich nichts tue, ist nicht sinnlos.  Auch wenn ich nichts leiste, bin ich etwas wert. Ich muss nicht immer für irgendwen oder irgendwas gut sein.

Darum dürfen wir ab und an auch mal eine Pause machen. Ferien. Urlaub. Auch wenn wir nicht oder nicht mehr arbeiten dürfen wir das. Und unser Alltag anders fremdbestimmt ist.
Dann brauchen wir erst recht die Auszeit. Und wenn es nur die Auszeit von unseren eigenen Gedanken ist.

In der Auszeit dürfen wir genau diese Erfahrung machen: Ich muss nicht immer für irgendetwas gut sein. Ich darf einfach da sein. Ich bin auch etwas wert, wenn ich nichts tue. Ich darf frei machen. Das ist vielleicht die wichtigste Aussage Jesu in der Bibel: Du bist auch etwas wert, wenn du nichts leistest. Gott liebt dich, egal ob du fleißig bist. Oder faul.


Im Gegenteil. Manchmal, wenn ich ein paar Stunden vertrödelt habe, merke ich: Das war überhaupt nicht sinnlos. Gerade durch die Ruhe und ohne Leistungsdruck habe ich das Problem gelöst, das mich vorher tagelang beschäftigt hat.

© Hilke Wiegers

Pfarrer Christian Brost

Inhaber der Profilstelle für Gesellschaftliche Verantwortung und Pfarrer im Nachbarschaftsraum 2
E-Mail: christian.brost(at)ekhn.de

Das lehrt mich: Die wichtigen Dinge des Lebens kann ich nicht erzwingen, manchmal nicht einmal erarbeiten. Ich bekomme sie geschenkt.

Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen auch: Dass Sie Menschen glücklich machen, dass Sie selbst glücklich sind, gerade wenn Sie nichts leisten. Ich wünsche euch, dass Sie das Glück geschenkt bekommen. Jesus macht frei. Also dürfen wir das auch.


#MonatsImpuls April 2025

Welches ist der höchste christliche Feiertag?

Karfreitag oder Ostern? Für beide Tage gibt es wichtige Gründe. Jesus Christus hat das Leiden und die Schuld der Menschen auf sich genommen und stellvertretend für uns durchgestanden bis zum bitteren Ende, dem Tod am Kreuz. Daran denken wir am Karfreitag. Aber Leiden, Schuld und Tod haben nicht das letzte Wort behalten, sondern Gott, der Jesus aus dem Grabe rief und ihn von den Toten wieder lebendig gemacht hat. Das feiern wir an Ostern.

Wie oft fühlen Menschen sich wie unter einem schweren Kreuz. Belastet, bedrückt, erschöpft. Wenn doch endlich einer käme, um uns das Kreuz abzunehmen! In schweren Tagen denke ich an Jesus, wie er unter seinem Kreuz zusammen gebrochen ist und wie ihm schließlich einer beim Tragen geholfen hat. Ich denke an die Frauen, die mit ihm auf dem schweren Weg waren. Sie konnten nichts für ihn tun – außer da zu sein und es mit auszuhalten.

Doch die Bibel erzählt: gerade wo es am dunkelsten war, die Traurigkeit am tiefsten, da geschah das Unerwartete. Das Grab war leer! Sollte das Ende etwa nicht das Ende gewesen sein, sondern der Anfang von etwas ganz Neuem und Großem? Die Frauen, die Zeuginnen des Osterwunders geworden sind, erzählten es freudig weiter: „Der Herr ist auferstanden und wir haben ihn gesehen!“

Wir feiern Karfreitag, wir feiern Ostern. Welcher Tag ist nun der wichtigste? Eigentlich gehören Karfreitag und Ostern untrennbar zusammen. Sie spiegeln unser Leben wieder, welches sich ja auch immer zwischen Leidenserfahrungen und Lebensfreude bewegt, einmal mehr in diese, ein anderes Mal mehr in die andere Richtung. Zu keinen Zeiten und in keinem Leben gibt es nur Leid oder nur Glück.

© Hilke Wiegers

Pfarrerin Ursula Hassinger

Evangelische Kirchengemeinde Gau-Algesheim und Ockenheim

E-Mail: ursula.hassinger(at)ekhn.de

Jesus hat Leiden und Tod überwunden und wurde von Gott zu neuem Leben erweckt. Dadurch haben auch wir in allem Leiden, in allem Sterben die Hoffnung, dass das nicht das Ende sein wird. Gott hat Pläne des Lebens, nicht des Todes. Auch wenn wir seine Gedanken oft nicht verstehen können, so können wir darauf vertrauen, dass er am Ende alles gut macht, so wie er es damals mit Jesus am Ostermorgen gut gemacht hat. Ich wünsche Ihnen, dass die Zuversicht auf neues Leben in Ihre Herzen kommt, besonders in schweren Zeiten! 


#MonatsImpuls März 2025

„Das Haus Gottes soll ein Bethaus für alle Völker sein“

Liebe Leserinnen und Leser, 

einige Geschichten aus den letzten Lebenstagen Jesu werden wir in diesen Tagen vor Ostern wieder zu hören bekommen oder auch selbst lesen: wie er auf einem Esel reitend in Jerusalem ankam, mit seinen Freundinnen und Freunden ein letztes Mal beisammensaß und das Passafest feierte, wie er enttäuscht und verlassen wurde, im Garten betete und zu Gott flehte, nicht so jung sterben zu müssen. Szenen der Passion Jesu. Es ist übrigens die Geschichte, die uns die vier Evangelisten am ausführlichsten erzählen. 

Sie rührt mich immer wieder neu an. Sie regt mich auf, erschüttert mich und hält mir zugleich Leidensgeschichten unserer Tage vor Augen. 

Vierzehn Stationen gehören traditionell zum Kreuzweg Jesu, vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzabnahme und Grablegung. Eine Szene wird bei diesen Betrachtungen gewöhnlich vergessen oder schlicht übergangen: Jesus außer Rand und Band. Jesus als Wutbürger, der seinem Ärger freien Lauf lässt und erbarmungslos zuschlägt.

Unmittelbar nach seiner Ankunft in Jerusalem geht er in den Tempel. Er will Gott nahekommen, auf ihn hören, zu ihm beten. Doch offensichtlich kann er keine Ruhe finden, sich nicht konzentrieren. Was er im Tempel zu sehen und zu hören bekommt, bringt ihn in Rage, regt ihn auf, lässt ihn außer sich geraten. An dem Ort, an dem Gott wohnen will, sind nicht nur die Priester in ihren langen Gewändern geschäftig. Da sitzen auch Geldwechsler und Taubenhändler an ihren Tischen. Das Geschäft mit den Opfertieren ist lukrativ. Und auch die Geldwechsler verdienen einiges beim Tausch römischer Münzen in die Währung, die auf dem Tempelplatz zulässig ist. 

Manchmal müssen solche formalen, organisatorischen Dinge einfach sein. Doch hier nehmen sie wahnsinnig großen Raum in Anspruch. Sie bestimmen den religiösen Alltag. Sie lenken ab von dem, was an diesem Ort eigentlich geschehen sollte.

Das Haus Gottes, so hatte sich das der König David vor Zeiten gedacht, soll ein Bethaus sein, ein Ort der Andacht, eine Kapelle in unmittelbarer Nähe des königlichen Palastes. Ein besonderer Ort auch für das Volk. Ein spezieller Raum für spezielle Zeiten, um Gott zu begegnen. Wir schätzen ja auch unsere Kirchen und Kapellen, die spirituellen Orte mit ihrer besonderen Ausstrahlung. Plätze, an denen wir nach allem Tun und Machen, Rennen und Laufen zur Ruhe und zur Besinnung kommen können. Orte der Sammlung, der Konzentration und des Gebets.

Jesus sieht diesen besonderen Ort entweiht. Er wird nicht genutzt, wozu er eigentlich da sein sollte. Jesus gerät außer sich, ist Feuer und Flamme. Es kocht und brodelt in ihm, muss irgendwie raus. Alle vier Evangelisten erzählen von diesem besonderen Moment im Tempel in Jesu letzten Lebenstagen. Uns ist er eher fremd, unangenehm, vielleicht auch peinlich.

Jesus stößt die Tische der Händler um und treibt sie, eine Peitsche schwingend, aus dem Gotteshaus. So jedenfalls berichtet es Johannes. „Mein Haus soll ein Bethaus sein“ zitiert Jesus wütend den Propheten Jesaja. „Ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht“ wirft er den Versammelten vor. Der Tempel soll ein gastfreundlicher Ort sein und nicht zweckentfremdet werden. Das Haus Gottes darf nicht dem Profitdenken geopfert werden. Das ist ihm ein Gräuel. Das regt ihn auf. Das will er austreiben wie einen bösen Geist, einen Dämon. All die miesen Einflüsse, die Menschen umspülen und umgarnen. 

„Die Reinigung des Tempels“ so ist diese anstößige Geschichte in unseren Bibeln gewöhnlich überschrieben. Frühjahrsputz in Jerusalem. Kehraus in den heiligen Hallen. Da soll aufgeräumt und weggebracht werden, was stört und die Andacht behindert, gar unmöglich macht. Ein Bethaus soll der Tempel sein! Jesus erinnert an die alte Forderung des Propheten Jesaja. Und trifft damit auch den Nerv vieler Zeitgenossen heute.

© Hilke Wiegers

Pfarrer i. R. Peter Fleckenstein

evangelische Versöhnungskirche Ingelheim

Wir brauchen diese spirituellen Orte, die eben nicht nach dem üblichen Nützlichkeitsdenken zu beurteilen sind: „Lohnt oder lohnt nicht. Kann weg, weil kaum mehr besucht. Bausubstanz ungenügend. Instandsetzung zu teuer.“

Wir brauchen diese Orte des Rückzugs und der Besinnung, in denen anderes zu hören ist und um Gottes Willen gesagt werden soll, was sonst kaum eine Rolle spielt.

„Das Haus Gottes soll ein Bethaus für alle Völker sein“ so hat es Jesaja ursprünglich gefordert. Ein Anlauf- und Sammelpunkt für alle Menschen.

Das ist ein zweiter Aspekt, warum diese sperrige, unangenehme Geschichte in diesen Passionstagen gehört oder gelesen werden sollte. Weil wir ja gerne unter uns bleiben, genau unterscheiden zwischen Einheimischen und Fremden, zwischen denen, die „illegal“ zu uns kommen und denen, die schon „immer“ hier waren. Ein Bethaus für alle Völker sollen unsere Gotteshäuser sein. Und mit dazu beitragen, dass ein alter Traum Wirklichkeit wird: dass Menschen aus allen Ecken der Erde zusammenkommen, sich sammeln und miteinander Gott loben, ihm danken für das Leben und alles, was dazugehört. Ein großer Traum, für den Jesus Feuer und Flamme war, sich ereiferte und hoffte, dass er eines Tages wahr wird.


#MonatsImpuls Februar 2025

„Im Vertrauen, dass Gott auch uns mit seinem Segen beschenken möge“

Liebe Leserin, lieber Leser, 

auf der selbstorganisierten Fortbildung Mitte Februar entwarfen Kolleg:innen des Dekanats Sehnsuchtsbilder von Kirche. „Wie ist es, wenn es in sieben Jahren gut ist“. Es entstanden sehr eindrückliche Bilder von unseren Sehnsuchtskirchen. An Gebäude an sich haben wir dabei gar nicht gedacht. Und doch fanden wir uns am nächsten Tag mitten in den Strukturfragen, u.a. dem Gebäudestrukturplan, wieder.

Irgendwie gehört für mich beides zusammen. Häuser und deren Nutzung. Orte, an denen Gemeinschaft gelebt und erlebt wird. Häuser, in denen man sich Gott besonders nahe fühlt.

Der König Salomo gilt als Häuserbauer schlechthin. Er ließ damals den ersten Tempel in Jerusalem bauen. Doch nicht nur als der Erbauer des Tempels war er bekannt, sondern auch als reicher und vor allem weiser Mensch. Ihm wird Psalm 127 zugeschrieben.

Der Bau von Häusern und das Wachehalten über eine Stadt sind eng miteinander verbunden. Beides sind, vor allem zur damaligen Zeit, menschliche Voraussetzungen für ein glückliches und sorgloses Zusammenleben einer Familie bzw. einer Gesellschaft.

Sie bieten im Großen wie im Kleinen einen Schutzraum und ein Zuhause. Es geht somit auch um die Menschen, die in den Häusern und der Stadt leben. Hausbau und Stadtbewachung müssen gut geplant werden und funktionieren gemeinsam. Und vor allem ist es anstrengend und mühsam. Doch ist das Mühen auch erfolgreich? Lohnt sich das Risiko? Werden Zweck und Ziel erreicht?

Der Psalmbeter sagt zweifellos, dass die Vorhaben nur erfolgreich sind, wenn Gott sich beteiligt. Wenn Gott mitmacht und hilft. Doch er ist der Ansicht, dass Gott sich auch dazu bereithält.

Keineswegs sei alles menschliche Tun sinnlos, verwerflich und vergeblich. Mitnichten soll der Mensch das Arbeiten lassen. Vielmehr wird betont: Dieses notwendige Tun ist nur deshalb und dann erfolgreich, weil bzw. wenn Gott mitwirkt und es vollendet. Gott ist Geber glücklichen Lebens. Gott beschenkt – trotz aller Mühen – die Seinen mit Segen.

Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. (Psalm 127,1)

Manchmal frage ich mich, wie sieht es in meinem alltäglichen Leben aus? Dem eigenen Mühen? Dem Bauen und Wachen im übertragenen Sinn?

Ich arbeite, mühe mich manchmal so richtig ab.

© Hilke Wiegers

Pfarrerin Heike Corell

E-Mail: heike.corell(at)ekhn.de

Gewiss sind meine Anstrengungen auch zum Teil umsonst. Erfolgreiches und erfüllendes Leben kann ich nun mal nicht erzwingen.

Dennoch oder gerade deswegen wünsche ich mir für uns, dass wir unsere Kräfte nutzen, uns anstrengen. Unser Arbeiten als bedeutend erachten. Dabei jedoch auch unsere Grenzen beachten und diese auch setzen: Aufhören, wenn es nicht mehr geht. Loslassen, wenn nötig. Sorgen nicht zu viel Raum geben. Sich Gott anvertrauen. Bei allem Tun und Lassen Gott vertrauen, mit ihm rechnen. Und uns dennoch bei unserem Bauen und Wachen herausfordern lassen.

Daran festhalten, dass Gott das Entscheidende wirken wird.

Im Vertrauen, dass Gott auch uns mit seinem Segen beschenken möge, wünsche ich ein fröhliches Bauen an unserer Sehnsuchtskirche. Im Nachbarschaftsraum, im Dekanat und darüber hinaus. Es könnte ja gut werden.


#MonatsImpuls Januar 2025

Durch unseren Glauben verliert das Böse seine Macht

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ein Bibeltext, der mich immer wieder nachdenklich stimmt, mich andererseits aber auch mit Hoffnung erfüllt, ist im Römerbrief des Apostels Paulus nachzulesen (Römer 7, 14–25a). Paulus spricht hier von den Gesetzen Gottes, den Geboten, die unser Leben, das wir hier auf Erden führen regulieren und uns Orientierung geben.

Interessant ist, dass es die Gebote sinngemäß in allen Kulturen gibt, nicht nur bei Juden oder Christen. Die Gebote Gottes haben also Gültigkeit früher, heute und für immer für alle Menschen auf der Erde. Gottes Gesetz, so schreibt es der Apostel, ist gut und vollkommen. Wenn wir (und alle Menschen) darüber nachdenken, müsste eigentlich jeder einsehen, dass die Gebote gut und richtig sind und wir sie deshalb zu unserem eigenen Nutzen befolgen sollen. Deshalb nennt Paulus das Gesetz Gottes „geistlich“, vom Geist her. Paulus sagt aber weiter, dass wir nur arme, schwache Menschen sind, die „der Macht der Sünde ausgeliefert“ sind. Da ist es, das Wort „Sünde“, vor dem wir uns als Christen geradezu fürchten, das wir eigentlich verabscheuen. Vielleicht können wir dieses Wort auch umschreiben mit: Machtbereich des Bösen, des Widergöttlichen, der Bereich, wo wir Gott ganz fern sind. Im Mittelalter kam da noch der Teufel ins Spiel als Gegenspieler Gottes, als Symbol für das Böse. Paulus beschreibt dieses Gefühl, dass in uns etwas Böses steckt, das manchmal hervorkommt, obwohl wir das gar nicht wollen, sehr anschaulich. Er schreibt: „Wir sind uns nicht im Klaren darüber, was wir anrichten. Wir tun nämlich nicht, was wir eigentlich wollen, sondern das, was wir verabscheuen.“

Kennen Sie dieses widersprüchliche Gefühl?

Sünde ist etwas, was ich tue und mir und anderen damit schade. Früher hat man dann, wie gesagt, vom Teufel gesprochen, der großen dunklen Macht, die in uns ist und uns verführt, etwas Unrechtes zu tun. Wir alle leben in einer Welt von Gegensätzen: Gut und Böse, Engel und Teufel, Himmel und Hölle, Tag und Nacht, Hell und Dunkel, die Liste ist unendlich. Wir alle haben diese Gegensätze in uns. Wir leben in diesem Widerstreit. Und genau das beschreibt Paulus in seinem Brief. „Wir tun nicht das Gute, das wir wollen, sondern gerade das Böse, das wir nicht wollen.“

Die Definition dessen, was böse ist, kann sich ändern. Bei uns ist es nicht böse, wenn das Kopftuch nicht richtig sitzt. Bei uns ist es böse, einfach in ein anderes Land einzufallen und Krieg anzufangen, bei dem unzählige Zivilisten leiden und sterben.

Vor kurzem habe ich über eine andere Aussage des Apostels Paulus gepredigt: „denn sie sind allesamt Sünder.“ Auch das trifft auf uns alle zu, denn es gibt genug Sünden, die wir in uns selbst entdecken können. Wer war schon mal neidisch, oder hat nicht vergeben, wenn es einen Streit gab. Oder wer hat schon mal gelogen? Auch Notlügen sind Lügen. Sünde heißt nicht nur unbedingt, ich habe was Böses getan. Es kann auch Sünde sein, etwas Gutes zu unterlassen, ein hilfreiches Wort nicht zu sagen. So betrachtet, müssen wir zugeben: wir sind alle Sünder, fern von Gott. So betrachtet, können wir in den Seufzer des Apostels Paulus einstimmen:

Ich unglückseliger Mensch! Wer rettet mich aus dieser tödlichen Verstrickung? Gott sei gedankt durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Prädikantin Karin Bitz©Hilke Wiegers

Prädikantin Karin Bitz

E-Mail: karin.bitz@ekhn.de

Paulus schreibt von der Vergebung der Sünden, die nur durch unseren Glauben von Gott alleine durch seine Gnade geschieht. Das ist die Erkenntnis von Martin Luther und den anderen Reformatoren: Wir können uns selber nicht vom Bösen, von der Sünde befreien, nicht durch fromme Leistungen, nicht durch gute Taten und schon gar nicht durch Ablassbriefe. Gott weiß, dass wir „der Macht der Sünde ausgeliefert“ sind, aber er schenkt uns Vergebung, Versöhnung durch seine Gnade. Wir brauchen nichts zu tun, um uns seine Gnade zu verdienen. Wir brauchen nur zu ihm zu kommen, ihm zu glauben und ihm zu vertrauen – so wie Kinder einem guten Vater oder einer guten Mutter vertrauen. Natürlich werden wir weiterhin sündigen, Böses tun, weil wir eben nur schwache Menschen sind und von Natur aus diesen Riss in unserem Inneren haben. Wenn wir unsere eigene böse Seite unterdrücken, dann wird sie ins Unterbewusstsein geschoben und kann an anderer Stelle mit Macht wieder unkontrolliert hervorbrechen und Böses anrichten. Aber durch den Glauben an Jesus Christus verliert das Böse die Macht über uns. Dann können wir beide Seiten in uns annehmen, die guten und die schlechten Charakter-Eigenschaften, und anfangen uns selber und anderen zu vergeben.

Ihre

Karin Bitz

#MonatsImpuls Dezember 2024

Inspiriert vom Kind ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Zentrum der Weihnachtsgeschichte steht die Geburt eines Kindes. Gott wird Mensch als Kind, als Neugeborenes. Für mich ein wichtiges Zeichen. Denn solch ein neu geborenes Kind erinnert mich an das Potential, an die Möglichkeiten, die in jedem Neugeborenen stecken, an meine Verantwortung, aber vor allem schenkt es mir Hoffnung.

Gott schenkt mir Hoffnung, gerade wenn Er als Kind uns nahekommt. Ich entdecke auch in dem Kind in der Krippe die Möglichkeiten, die wir als seine Geschöpfe haben. Ich spüre die Hoffnung, die Zuversicht, das Versprechen Gottes, dass wir eine gute Zukunft haben können - mit Ihm an der Seite.

Dabei erinnert mich Gott aber auch daran, welche Verantwortung ich habe  – schließlich ist es ein Kind, das in der Krippe liegt. Ein Kind, das Schutz und Pflege braucht, ein Kind, das vor allem

ein Gegenüber, eine Beziehung braucht - beides Dinge, die es sich selbst nicht geben kann. Es braucht mich und das heißt eben auch: Gott braucht mich.

So inspiriert mich das Kind in der Krippe, dieser Gott, der sich uns so anvertraut hat. Vor allem aber lässt es mich hoffnungsvoll nach vorne schauen - Gott hat weiterhin eine Hoffnung für uns und diese Welt, seine Schöpfung. Danke, dass Sie mit uns gemeinsam für diese frohe Botschaft auch in diesem Jahr wieder eingetreten sind und uns unterstützt haben.

Das ehren- und hauptamtliche Team des Dekanats freut sich darauf, diese Arbeit mit Ihnen gemeinsam fortzusetzen und so wünsche ich Ihnen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit und ein gesegnetes neues Jahr.

Alles Gute und bleiben Sie wohlbehütet!

Ihr
Dekan Olliver Zobel

Dekan Olliver Zobel© Hilke Wiegers